Beispiel – Suche nach verschollenen Verwandten

Im April 2004 schrieb uns eine Dame aus Ost-Berlin: „Seit vielen Jahren habe ich gehofft, dass ein Internetexperte mir beim Recherchieren helfen würde. Ich war durch einen Artikel im Tagesspiegel dazu angeregt worden”. Dieser Artikel war überschrieben mit »Eine Suchmaschine brachte die Gewißheit ... Wie ein Engländer nach über fünfzig Jahren im Internet erfuhr, was mit seinem Großvater in Auschwitz passiert ist« und handelte davon, wie eine Frau den Namen des Grossvaters ihres Freundes auf einer im Internet veröffentlichten Deportationsliste fand. Elliot, so der Name jenes Freundes, hatte „sein Leben damit verbracht, sich zu fragen, was mit seinem Großvater passiert ist”. Nach Jahrzehnten war es nun möglich, einen Schlußstrich unter diese Geschichte zu ziehen und so Erleichterung zu finden. So wie ihm geht es vielen Nachfahren von ermordeten Juden – die Ungewissheit quält, wo aber suchen? Wer könnte einem dabei helfen?
   Eben genau dies fragte sich auch jene Frau L. aus Ost-Berlin. „Mein Grossvater war mit einer Krankenschwester aus Luxemburg verheiratet. Sie musste ohne ihn nach den USA auswandern. Welchen Weg der Rettung er gehen wollte, weiss ich nicht ganz genau. Ich habe in Erinnerung, dass er in Südfrankreich gefasst wurde.” Träfe dies zu, wurde er wie Tausende anderer von der Vichy-Regierung an die Deutschen im besetzten Norden Frankreichs ausgeliefert. Wir recherchierten und konnten Frau L. ihre quälende Ungewissheit nehmen. Tatsächlich konnten wir in Erfahrung bringen, dass ihr Grossvater mit dem Konvoi 73, der 878 Personen umfasste, am 15.05.1944 vom Sammellager Drancy nordöstlich von Paris nach Kaunas und Reval deportiert wurde. Da nur 68 Männer diese Deportation überlebten, muss man davon ausgehen, dass der gesuchte Grossvater in einem der beiden Städte zu Tode kam.